Der Vier-Länder-Grenzradweg führt dich durch den ehemaligen Grenzort Rüterberg, der bis 1989 von der Außenwelt abgeschnitten war wie kaum ein anderer. Auf Initiative von Schneidermeister Hans Rasenberger wurde im November 1989 die Dorfrepublik Rüterberg ausgerufen. Was niemand ahnte: Einen Tag später fiel die Mauer.
Rüterberg hat eine bewegte Geschichte: Der Ort grenzte nach dem Zweiten Weltkrieg von drei Seiten an die britische Zone. In den 1950er und 1960er Jahren wurden Familien, die nicht systemtreu erschienen, dazu gezwungen, das Dorf zu verlassen. Das DDR-Regime veranlasste zudem den Abriss von Wohngebäuden und ließ einen Grenzzaun errichten. Im Jahr 1966 ereignete sich die „Schlacht bei Gorleben“, bei der britisches Militär und DDR-Grenztruppen sich gegenseitig bezichtigten, in fremdes Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Letztlich konnte die DDR ihre Kontrollen nur bis zum Ostufer der Elbe durchsetzen. Daher wurde 1967 ein zweiter – innerer – Grenzzaun entlang der Elbe und somit um Rüterberg errichtet. Das Dorf war somit von allen Seiten, selbst vom Gebiet der DDR abgeschnitten! Nur durch ein bewachtes Tor und nach Vorlage des Personalausweises konnten die Bewohner:innen ihr Dorf verlassen oder betreten. Besucher:innen benötigten eine Sondererlaubnis.
Vor diesem Hintergrund setzte sich Rasenberger für eine Dorfrepublik ein, in der die Bürger:innen eigene Gesetze schaffen und sich nicht länger bevormunden lassen müssen. Doch manchmal schafft die Geschichte eben schneller Tatsachen, als man selbst zu hoffen wagt.
