© Alexander Tetsch

Rundlinge im Wendland

Hast du schon einmal von Rundlingen gehört? In den Weiten des Wendländischen Kreises Lüchow-Dannenberg verbirgt sich eine einzigartige Kulturlandschaft, geprägt von mehr als 80 Rundlingsdörfern. Dieses Siedlungsprinzip, bei dem die Häuser radial um eine zentrale Freifläche angeordnet sind, ist eng verbunden mit der slawischen Bevölkerung – den Wenden –, die diese Dörfer im 12. Jahrhundert schufen.

Es ist erstaunlich, wie sich diese unverwechselbare Struktur bis heute erhalten hat. Jeder Hof in einem Rundlingsdorf wird durch Hecken markiert, die nicht nur die Grundstücksgrenzen definieren, sondern auch die Gärten und Streuobstwiesen schützen. Wenn du durch die Dörfer wanderst, wirst du von den prächtigen Fassaden der Hallenhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert beeindruckt sein, Zeugen des damaligen Wohlstands, der unter anderem durch den Flachsanbau in der Region entstand.

Mit der großen Flüchtlingswelle im Jahr 1945 kamen jedoch viele Veränderungen ins Wendland. Neue Menschen kamen in die Rundlingsdörfer, und die Region fand sich erneut in einer Grenzlage wieder, isolierter und entlegener als je zuvor. In den goldenen Jahren des westdeutschen Wirtschaftswunders der 1950er wurden zwar Fördermittel zur wirtschaftlichen Entwicklung dieser abgelegenen Region bereitgestellt, aber die technische Evolution in der Landwirtschaft stellte neue Anforderungen an die Wirtschaftsgebäude. Viele kleine Höfe wurden aufgegeben, zugunsten von größeren, wachsenden Betrieben. Dies führte zu einem Leerstand der Hallenhäuser, die entweder dem Verfall zum Opfer fielen oder durch moderne Wohnhäuser ersetzt wurden.

In den 1960er Jahren wurde diese Entwicklung von vielen Bewohnern des Wendlandes, aber auch von Fachleuten und Wissenschaftlern, als besorgniserregend empfunden. Die Notwendigkeit, das kulturelle Erbe zu bewahren, führte zu einer Zusammenarbeit von Landes- und Kommunalpolitikern, Regionalplanern, Heimatforschern und Wissenschaftlern. Gemeinsam setzten sie sich für den Erhalt der Rundlingsdörfer im Wendland ein.

Highlights

  • Hast du gewusst? 19 Rundlingsdörfer, darunter Bussau, Mammoißel und Schreyan, haben sich um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe beworben. Eine Entscheidung darüber wird für 2023/2024 erwartet
  • Rundlingsmuseum Lübeln: Dieses Freilichtmuseum vermittelt ein authentisches Bild vom Leben in den Rundlingsdörfern über die Jahrhunderte hinweg und beherbergt historische Gebäude und Handwerkstätten.

Wichtige Informationen

  • Nicht alle Rundlingsdörfer liegen direkt am Vier-Länder-Grenzradweg. Möchtest Du noch mehr über Rundlinge erfahren ? Dann mach doch noch einen Abstecher mit dem Rad und entdecke die Rundlings-Tour.